Die Schwalm soll sich also nun auch naturnah entwickeln. Die Renaturierungsarbeiten am Fluss im Schwalmstädter Hochwasserrückhaltebecken sind schon im vollen Gange. Den Ausschlag für das Renaturierungsvorhaben gab ein Gewässerberatungsprojekt im Jahr 2014. Es brachte die Erkenntnis, dass sich 43 Prozent des Gewässerverlaufs in einem naturfernen Zustand befinden und daher langfristig renaturiert werden sollten. Der Grund für den naturfernen Zustand liegt in den 1960er Jahren. Zu dieser Zeit wurde die Schwalm dem Zeitgeist entsprechend in einem Trapezprofil angebaut. Dadurch verschwanden die flussgebietstypischen Gewässerstrukturen.
Jetzt wird genau das Gegenteil erzeugt. Das Gewässer bekommt durch die Bauarbeiten Strukturen und der kanalartige Charakter verschwindet. Die Firma Beisheim aus Bebra, welche mit den Baumaßnahmen beauftragt wurde, hat zuerst mit einem Kettenbagger den Oberboden an der Schwalm abgetragen. Einige Schlepper fuhren das Material mit Muldenkippern auf umliegende Felder. Nachdem dann der Oberboden beseitigt wurde, ging es ans Modellieren. So bekommt der Fluss mehr Platz und sanfte Mulden können entstehen. Ein Teil der anfallenden Bodenmassen werden auch für die Verstärkung des Dammes im Hochwasserrückhaltebecken verwendet. Die Verstärkung wird am südlichen Damm auf Höhe Kaufland vollzogen.
Die Renaturierung dient also auch der Verstärkung des Hochwasserschutzes. Ebenfalls profitieren die Pflanzen und die Tierwelt im Wasser. Doch vor allem kommt die Renaturierung den Vögeln zugute. Durch das Anlegen von sanften Mulden in denen das Wasser nach höheren Wasserständen länger stehen soll, entstehen für die Vogelwelt wertvolle Bereiche. Auch für die Landwirtschaft, Spaziergänger oder Angler hat die Renaturierung keine Nachteile. Die Baumaßnahmen lassen den Erlebniswert deutlich zunehmen und die Angler werden sich über einen deutlich größeren Fischbestand mit wesentlich mehr Arten freuen können.
Die Renaturierung im Schwalmstädter Hochwasserrückhaltebecken ist nicht die einzige Baustelle an der Schwalm. Als Ausgleich für die A49 wird die Schwalm auch zwischen Allendorf und Treysa renaturiert. Dort werden Ufer ausgeweitet und neue Schlingen angelegt. Eine Renaturierungsmaßnahme wurde darüber hinaus auch an der Schwalm in Schrecksbach fertiggestellt.