Wie schafft man eine gute Überleitung von dem im vorigen Blog behandelten Thema des Kriegsgefangenenlagers Trutzhain zu einer traditionellen Weberei? Geschichtlich gesehen haben diese beiden Themen mehr miteinander zu tun als ihr vielleicht denkt.
Im Jahre 1922 gründete Oswald Egelkraut, trotz der schwierigen, wirtschaftlichen Gegebenheiten, gemeinsam mit seinen drei Söhnen Rudolf, Robert und Hugo eine Weberei in Rossbach und fertigte fortan hochwertige Stoffe und schon damals weltweit gefragte und gehandelte Brokate und Damaste.
Über die Jahre hatte man sich einen Namen in der Branche gemacht und somit waren es umso verheerendere Umstände, als die Familie Egelkraut zu Zeiten des zweiten Weltkriegs aus dem Egerland vertrieben wurde und neben ihrem nahezu gesamtem Besitz auch das komplette Werkstattinventar zurücklassen musste.
Nach Jahren turbulenter Zeiten des Krieges, der Vertreibung und Gefangenschaft konnte der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes die Familie wieder zusammenführen und man begann mit vereinten Kräften mit dem Aufbau einer neuen Weberei. Hier kommen wir auch schon zu der oben erwähnten Überleitung: die neue Weberei entstand nämlich in Trutzhain, nachdem die Familie 1947 eine der übrig gebliebenen Baracken des ehemaligen Gefangenenlagers STALAG IX A kaufte.
Im darauffolgenden Jahr wurde die Rudolpf Egelkraut KG gegründet und man konnte, dank der fünf Handwebstühle und zwei Schaftwebstühle, mit der Produktion von beispielsweise Bekleidungsstoffen, Gardinen, Stores, Schwälmer Kutten, Schultertüchern, einfachen Lamés und Paramentenstoffen beginnen.
Bereits Anfang der 50er Jahre wird mit dem Kauf von zwei Jacquard-Webstühlen eine neue Produktionsmöglichkeit geschaffen. Seither
produziert die Weberei Egelkraut wieder Brokate und aufwändige Dekorationsstoffe.
Zur Jahrtausendwende trat Udo van der Kolk, gelernter Tischler und Restaurator für Möbel und Holzobjekte mit langjährigen Webereikenntnissen in den Betrieb als Weber ein und rettete das Unternehmen 2011 vor dem altersbedingten Aus. Bis heute wahrt er das historische Handwerk und setzt eine Jahrzehnte lange Tradition fort, welche heute einen wahren Seltenheitswert hat. Während Webstühle fast nur noch ausschließlich in Museen vorzufinden sind laufen sie bei der Firmierung Udo van der Kolk e.K. Historische Weberei Egelkraut in Schwalmstadt noch auf Hochtouren. Gemeinsam mit fünf Mitarbeitern versorgt er Kunden fast weltweit mit den
schönsten Stoffen und geht auch gern auf individuelle Wünsche ein.
In unserem Kampagnenvideo könnt ihr einen kurzen Eindruck von der bis heute in Trutzhain vorzufindenden Weberei erhalten, also schaut doch gern einmal HIER vorbei!